Tatsächlich habe ich ihn noch. Nicht nur einmal fragte ich mich: Behalten oder weg? Immer wenn man umzog oder entrümpelte, kam er mal wieder zum Vorschein. Immer wieder wollte ich mal "ran", um ihn aufzupeppen, zu restaurieren - was auch immer - ihm einfach was Gutes tun. Und manchmal dachte ich: ist das noch zeitgemäß, in Deinem Alter? Aber schlussendlich behielt ich ihn doch. Immer in der Hoffnung, ihn mal wieder neu aufbauen und richtig frisieren zu können - im Originaltrimm. Die richtige Entscheidung, kann ich heute sagen.
Von was ich rede, wollt ihr wissen? Die Rede ist von einem ferngesteuerten Modell - ja dem Schnitzer BMW M3 Evo von Tamiya im Maßstab 1:10. Damals in den 90ern, als der E30 in der deutschen Tourenwagen-Meisterschaft (die den Namen noch verdiente!) die Daimlers und Audis dieser Welt in Grund und Boden fuhr, legte ich mir das gute Stück zu. Auf dem Bild (Quelle: Wikipedia, "M3 E30") seht ihr beispielhaft das Fahrzeug von Roberto Ravaglia. Für mich einer der besten Tourenwagen, den die Welt je gesehen hat mit den unverwechselbaren und unerreichten Linien des E30.
Vielleicht liegt es auch daran, dass der E30 mein "erstes" Auto war. Nicht das Eigene, das wäre zu schön gewesen, um wahr zu sein. Nein, ich als Jungfrau der Führerscheininhaber war 1991 in der außergewöhnlichen Lage, Papas E30 320i Edition in diamantschwarz mit seinen - heute untermotorisiert anmutenden 129 PS - erstmals zu bewegen. Nach dem 75 PS Diesel-Benz der Fahrschule mit seinem antiquiert wirkenden Cockpit samt Holzeinlagen dieses klare BMW-Design mit gleichberechtigtem Tacho und Drehzahlmesser. Die geile knackige Schaltung samt M-Streifen und dem beleuchteten Schaltschema anstelle dieses Playmobil-Schaltknaufs im Daimler. Unten rechts in der Ecke der rote Bereich, der mir insgeheim zuflüsterte "Komm mich besuchen, wenn das Öl warm ist, ich warte! Ach, waren das Zeiten. Ab 4000 1/min legte der Reihensechser nochmal ordentlich nach und wollte gar nicht mehr aufhören bis die Nadel an die rote Tür klopfte. Der Sauger zog oben raus einfach affengeil durch, ich vermisse diesen Sound bei all den downgesizeten brüllenden Vierzylinder Turbos und der Diskussion um die leidigen E-Autos. Neulich konnte ich mal wieder einen E30 fahren, Marios rotmetallicfarbenen 320i. Mario. wenn Du das hier zufällig liest: danke nochmal - das war ein besonderes Erlebnis, das wieder viele Erinnerungen wachrief!
Ich drifte ab, aber ein bisschen Schwelgen in Erinnerungen wird ja erlaubt sein. So ist halt meine enge Verbindung zum E30 zu erklären. Als ich Anfang der 90er bei Tamiya den Schnitzer M3 aus der deutschen Tourenwagen-meisterschaft erspähte, musste ich den haben! Der E30 M3 war noch ein Vierzylinder Sauger mit bis zu 162kW / 220 PS als 2,3l Evo II bzw. 175kW / 238 PS als 2,5l Sport Evo im Straßentrimm. Die DTM-Rennversion von Tamiya bildet den Wagen von Joachim Winkelhock aus der Saison 1993 ab und kommt in weiß mit den querenden M-Streifen daher. Ein Bild des fertigen Modells anbei (Quelle: Tamiya). In der letzten Ausbaustufe der DTM leistete der 2,5l Vierzylinder bis zu 365 PS.
Da es mir damals noch primär ums Fahren ging, war der Bausatz schnell zusammengesetzt und der E30 zog mit dem RX-540VZ Technigold Motor aus meinem "Bigwig" zügig seine Runden. Mit ca. 35km/h war er seinerzeit kein langsamer Vertreter, allerdings war bei viel Volllast auch nach nicht mal 10 Minuten der Spaß vorbei. Geld war knapp, also kein zweiter Akku und wieder ran ans Ladegerät. Die Karosserie hatte ich so gebaut wie angegeben, aber weder innen sprühlackiert, sondern gepinselt (musste ja fix gehen) noch die Aufkleber nach dem Kleben noch einmal mit Klarlack versiegelt. Also kroch beim Fahren hier und da der Staub darunter. Überhaupt hatte bei der Kleberei die Ungeduld regiert. Das reichte mir damals, heute aber nicht mehr. Die Zeit ging dahin und der Schnitzer flog bei Tamiya aus dem Programm. Irgendwann sagte ich mir, könnte ich doch noch einmal an eine neue Karosserie kommen und alles besser machen - richtig machen. Akribisch, sauber, perfekt. Dieses Weihnachten sollte ich mich wundern.
Seht im Folgenden, wie es weitergeht!
Gruß Olli
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